Hornissen in Bevenrode und Umgebung

Fotos: Frank Hornig (3), Dr. Dirk Niermann (1)
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Mai - Juni

Wenn Anfang Mai die Temperaturen steigen und die Sonne bei Flora und Fauna die Lebensgeister endgültig weckt, regt sich mitten in einem Holzstapel am Rande des Ortes oder unter der Rinde eines knorrigen Baumes im angrenzenden Klei eine junge Hornissenkönigin und bringt nach der Winterpause ihre Atmung und ihre Herztätigkeit wieder auf  Touren.

Auch bei uns in Bevenrode kann man dann die eindrucksvollen, bis zu 4 cm großen Königinnen sehen. Nicht selten passiert es auch, dass sich eine Königin auf der Suche nach einem geeigneten Nistort in ein gekipptes Fenster verfliegt und nicht wieder hinaus findet, sondern hilflos hinter der Fensterscheibe gefangen ist. Viele Menschen reagieren dann panisch und erschlagen die Hornissenkönigin, da sie das heftige Brummen der gefangenen Hornisse als Zorn interpretieren und immer noch an die alten Horrormärchen glauben, dass der Stich einer Hornisse tödlich ist. Das ist jedoch falsch. Richtig ist, dass ein Hornissenstich nicht gefährlicher ist als der Stich einer Biene oder Wespe. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass er sich nicht wesentlich von einem Wespenstich unterscheidet. Vielleicht ist er etwas schmerzhafter. Allergiker müssen natürlich vorsichtiger sein. Aber das gilt für Bienen- oder Wespenstiche genauso und eine Allergie gegen Hornissengift ist selten. Dazu kommt, dass Hornissen außerhalb des direkten Nestbereiches eher ruhig oder scheu sind und sich bei Störungen in der Regel schnell entfernen. Sie sind nicht stichfreudig und wesentlich ruhiger als die bekannten Wespenarten.

Also bitte die verirrte Hornisse im Wohnzimmer nicht erschlagen, sondern das Fenster weit öffnen oder sie mit einem Glas am Fenster fangen und mit Hilfe einer untergeschobenen Postkarte hinausbringen. Und keine Angst, die Hornisse dreht sich nicht "aus Rache" um und kehrt zurück um zu stechen. Sie wird vielmehr panisch fliehen. Gerade die Königinnen sind in erster Linie darauf programmiert, ihr Leben zu retten. Die junge Königin ist allein und nur wenn sie überlebt, wird es ein neues Hornissenvolk geben. Die letzten Arbeiterinnen des Volkes, aus dem sie stammt, sind alle schon im letzten Oktober oder spätestens im November gestorben. D.h. sie muss alle Aufgaben allein erfüllen - Nestbau, Eiablage, Jagd und Brutpflege. In dieser Phase sterben noch einmal viele Königinnen, speziell wenn der Mai und der Juni eher kühl und regnerisch sind.

"Kaiserwetter" = "Hornissenwetter"

Generell sind trockene und heiße Sommer für Hornissen günstiger als kühle und nasse Jahre, da dann weniger Beuteinsekten zur Verfügung stehen und es durch die Kälte Schäden bei der Brut geben kann (sogenannte "Kältekrüppel"). Die Völker entwickeln sich in einem "schönen" Sommer besser, werden in der Regel größer und entwickeln genügend Geschlechtstiere, die für die Erhaltung der Art lebenswichtig sind. Das Jahr 2003 mit seinem sehr warmen Sommer war ein "gutes" Hornissenjahr (siehe blauer Kasten für aktuelles "Hornissenwetter"). Einzelne Hornissen sind zwar nicht besonders wetterempfindlich und fliegen auch bei Regen, aber in den kritischen Phasen des Volkes (Frühphase und Heranziehen der Geschlechtstiere) kann das Klima einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Volkes nehmen. Die Größe von Hornissenvölkern unterliegt in der Regel starken Schwankungen. Das hängt vom umgebenden Biotop, von der Nahrungsverfügbarkeit, dem Nistort (Volumen), den Temperaturen und von der Vitalität der Königin ab. In Süddeutschland sind die Hornissenvölker in der Regel größer als in Norddeutschland (Klima). Dort können sie bis zu 1000 Tiere umfassen. Bei uns in der Region Braunschweig sind es höchstens 800 Insekten pro Nest. Um Bevenrode herum hatte das größte bekannte Volk der letzten fünf Jahre eine Anzahl von ca. 700 Hornissen auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung. Viele Völker bleiben jedoch wesentlich kleiner und bestehen aus knapp 100 Hornissen oder weniger. Gemessen an einem Bienenvolk (ca. 50.000) ist das sehr wenig.

Juli - September

Zu dieser Zeit des Sommers fliegen nur noch die Arbeiterinnen. Die Königin verlässt das Nest nicht mehr. Die kritischste Zeit für ein Hornissenvolk ist überstanden. Die Arbeiterinnen kümmern sich jetzt um alle Aufgaben wie z.B. das Herbeischaffen von Baumaterial für das Nest die Jagd auf Insekten. Dabei kann ein großes Volk pro Tag bis zu ein Pfund Insekten erbeuten.

In unserem Garten in Bevenrode "Am Meerbusch" konnte ich letztes Jahr im August (2003) ein paar schöne Fotos von jagenden Hornissen machen. Die jagenden Arbeiterinnen stammten dabei größtenteils aus einem recht kleinen Volk, das ich aus einem Altenheim in unseren Garten umgesiedelt hatte. In unserem Fenchel, der häufig von den unterschiedlichsten Wespenarten besucht wurde, machten sie reichlich Beute. Ich konnte aber auch erbeutete Fliegen, Nachtfalter, Raupen und Käfer beobachten.

Im Klei - auf Lichtungen oder an Waldrändern - findet der aufmerksame Beobachter hin und wieder Hornissennistkästen. Wozu werden nun gerade Hornissen Nistkästen angeboten? Hornissen nisten natürlicherweise in hohlen Bäumen. Allerdings sollte der Hohlraum zur optimalen Entwicklung des Volkes nicht zu klein bemessen sein. Ein Hornissennest kann bei einem starken Volk die Maße von ca. 60 x 40 cm erreichen. D.h. viele Baumhöhlungen sind zu klein. Alte hohle Bäume wurden in der Vergangenheit oft als unwirtschaftlich oder gar "unordentlich" betrachtet und gefällt. Erst in jüngerer Zeit hat in der (öffentlichen) Waldwirtschaft ein Umdenken eingesetzt. So waren Hornissen aufgrund fehlender Nistmöglichkeiten oder gar Verfolgungen in der Vergangenheit stark zurück gegangen und schon auf der Roten Liste gelandet. Seit die Zahl der Nistmöglichkeiten wieder zunimmt und Hornissen gesetzlich geschützt sind, hat ihr Bestand wieder zugenommen und ist in der Region Braunschweig und in Niedersachsen stabil.

Trotzdem besteht weiterhin der Bedarf an Nistmöglichkeiten und auch der Beratungsbedarf der Bevölkerung bleibt hoch, da Hornissen hin und wieder auch Nester in Gärten (Meisenkästen) oder Schuppen gründen und die meisten Menschen nicht wissen, wie sie sich in einem solchen Fall verhalten sollen.

Die Praxis zeigt, dass 80% der Nester in solchen Fällen für eine Saison (ein Volk besteht nur sechs Monate und ein Nest wird im darauf folgenden Jahr nicht wieder bezogen!) in den Gärten verbleiben können, wenn folgende Regeln beachtet werden:

In besonderen Fällen ist darüber hinaus eine Umsiedlung möglich. Diese sollte aber niemals auf eigene Faust versucht werden. Im Braunschweiger Raum werden Umsiedlungen meistens von der Arbeitsgruppe Hornissenschutz des Naturschutzbund Braunschweig (NABU) vorgenommen. In Bevenrode kann ich mir die Sache natürlich schnell einmal vor Ort ansehen.

Oktober - November

Anfang Oktober fliegen die Geschlechtstiere (Drohnen und Jungköniginnen) vom Nest ab und kehren nie wieder zurück. Die Jungköniginnen suchen sich nach der Paarung einen Platz zum Überwintern. 90% von ihnen werden den Winter nicht überleben. Die Drohnen und die restlichen Arbeiterinnen sterben ausnahmslos alle. Das Volk hat seinen Zyklus beendet. Spätestens Anfang November ist Ruhe im Nest. Da es nicht wieder bezogen wird, müssen Nistkästen deswegen im Frühjahr auch gereinigt werden.

Wer weitere Fragen zu Hornissen hat oder bei wem dieses Jahr plötzlich ein Volk im Garten auftaucht, kann sich gerne unsere Homepage HORNISSENSCHUTZ BRAUNSCHWEIG mit vielen Informationen und tollen Fotos ansehen oder eine Bilanz der Beobachtungen der Jahre 2000 bis 2003 in der Region Braunschweig nachlesen.

Darüber hinaus stehe ich natürlich auch persönlich für Fragen zur Verfügung und nehme auch Meldungen über Nester in Bevenrode und Umgebung entgegen.


Umfassende Linksammlung zum Thema

Frank Hornig
Arbeitsgruppe Hornissen
NABU Braunschweig
Tel: 0170 - 8490710
www.hornissenschutz-bs.de