Hornissenschutz in der Region Braunschweig

Jahr 2000
Jahr 2001
Jahr 2003

Bilanz 2000

Der Hornissenbestand in der Region Braunschweig scheint in den letzten Jahren stabil und ungefährdet. Das war nicht immer so. Wie in den meisten Gebieten Niedersachsens gab es auch in Braunschweig einen Tiefpunkt des Bestandes Anfang bis Mitte der achtziger Jahre. Zu diesem Zeitpunkt (1984) wurde die Hornisse auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft. Seit Hornissen zu den besonders geschützten Arten gehören (1987 / BNatSchG � 20f) und somit Ihre Verfolgung verboten ist, hat sich ihr Bestand wieder erholt. Außerdem zeigen sich langsam positive Auswirkungen der Aufklärungsarbeit, die Hornissenschützer und Naturschutzverbände seit Jahren leisten. Obwohl immer noch Horrormärchen über die angebliche Gefährlichkeit von Hornissen kursieren, wird die Toleranz gegenüber diesen imposanten Insekten in der Bevölkerung langsam größer.

In diesem Jahr (2000) begann die Hornissensaison sehr früh. Schon im April waren im Raum Braunschweig erste Nestgründungen zu beobachten. Das warme, trockene Wetter im Mai und zu Beginn des Juni sorgte für einen furiosen Start bei den Hornissen. Die meisten Völker entwickelten sich rasant. Doch der Mitte Juni einsetzende Kälteeinbruch stoppte diese Entwicklung. Viele Nester wurden aufgegeben, speziell Nester in ungünstigen Lagen, die dem Wetter stärker ausgesetzt waren oder Nester in ungeeigneten Biotopen, in denen das kühle Witterung schnell zu Nahrungsmangel führte. Insgesamt kann man die Saison 2000 in unserer Region als durchschnittliches bis gutes Hornissenjahr bezeichnen.

Betrachtet man die uns bekannten Hornissenvorkommen in der Region, so scheint der Ring um Braunschweig geschlossen zu sein, wobei es anscheinend einen Schwerpunkt östlich der Stadt gibt, wo die bewaldete Fläche größer ist. Im bebauten Siedlungsgebiet von Braunschweig einschließlich der Vororte sind uns in diesem Jahr Nester in Bevenrode, Riddagshausen, in der Gartenstadt und in Lehndorf bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass es auch dort wesentlich mehr gab.

Die Hornisse (Vespa crabro)ist bei uns in Deutschland in den Unterarten Vespa crabro crabro und Vespa crabro germana vertreten. In der Literatur wird häufig noch angegeben, dass Vespa crabro germana im südlichen und westlichen Teil Deutschlands verbreitet ist und Vespa crabro crabro in den nördlichen und östlichen Gebieten. Diese Verbreitungsgrenzen scheinen aber im Fluss zu sein und nicht mehr den Verbreitungsgebieten zu entsprechen, die noch in der Literatur genannt werden. Im Braunschweiger Raum und auch bei den Völkern die nördlich von uns im Raum Gifhorn beobachtet wurden, konnte nur ein Volk von Vespa crabro crabro beobachtet werden. In der Region Braunschweig kommt anscheinend fast ausschließlich Vespa crabro germana - erkenntlich am "V" auf dem Thorax (Bild) - vor.

Einzelne Beobachtungen:

Natürliche Hohlräume

Erfreulicherweise konnten nicht wenige Nester in natürlichen Höhlungen (Bild) beobachtet werden. Die meisten in hohlen Bäumen (Eiche, Buche, Pappel, Ahorn, Weide) ein Erdnest (bis zur Filialbildung) und eines in einem Baumstumpf. Der Wert von Totholz und natürlichen Höhlungen in Bäumen braucht hier sicher nicht noch einmal besonders betont zu werden. Erfreulicherweise wird die Bedeutung von Totholz auch in der Forstwirtschaft immer stärker gewürdigt. Allerdings gibt es für die Hornissen in vielen Gebieten immer noch zu wenig natürliche Höhlungen in geeigneter Größe.

Aus diesem Grunde waren auch in diesem Jahr wieder viele Nestgründungen oder -versuche in eigentlich zu kleinen Vogelnist-, Fledermaus- oder Hummelnistkästen zu beobachten. In einigen Fällen waren diese Nester erfolgreich. Viele andere wurden aufgegeben oder es kam zu Filialbildungen. Die Nestgründungen in Vogelnistkästen sind zweischneidig zu beurteilen. In einem kühlen Jahr kann die Temperatur in der Anfangsphase des Nestes günstiger sein als in einem großen Hornissennistkasten. Wenn das Nest jedoch für den Kasten zu groß wird und keine Filialbildung erfolgt, sondern außen angebaut wird, ist dieser Teil des Nestes dem Wetter oft stärker ausgesetzt. Außerdem werden Waben, die außerhalb das Kastens gebaut werden oft von der Königin gar nicht zur Eiablage aufgesucht, da sie sie nicht findet. Ein Herabfallen der Königin von den Waben außerhalb des Nestes kann auch fatal für das Volk sein, da Königinnen zu dieser Zeit oft nicht mehr flugfähig sind.

Erdnest

Des weiteren konnte ein Erdnest beobachtet werden. Da diese Nester sehr schnell zu klein werden, findet dort fast immer eine Filialbildung statt. Um dies unproblematisch zu ermöglichen hatte die AG Hornissenschutz einen Hornissennistkasten in der Nähe angebracht. Bevor es noch zur Filialbildung kam, wurde dieser allerdings von Wespen besiedelt. Anhand der Einflugfrequenz konnte man erkennen, dass dieses Wespenvolk schon aus wesentlich mehr Individuen als das Hornissenvolk bestand. Die Hornissen ließen sich davon jedoch nicht abschrecken und begannen trotzdem mit dem Aufbau einer Filiale in diesem Kasten. Nach einer Beobachtungspause von einer Woche war von den Wespen nichts mehr zu sehen und die Hornissen hatten den Nistkasten übernommen.

In der Nähe bildete ein weiteres Volk eine Filiale in einer hohlen Pappel. Beide Völker waren somit nur ca. 50 Meter voneinander entfernt und es kam in den ersten 2-3 Wochen zu Konflikten. Bei beiden Völkern saßen Wachtposten an den Einfluglöchern, um fremde Hornissen abzuwehren. Dieses Eindringen schien aber eher versehentlich denn vorsätzlich zu sein. Es ließ sich beobachten, dass die fremden Hornissen stets in der Höhe ihres eigenen Flugloches anflogen und sich erst dann langsam suchend auf die Höhe des tatsächlichen Einflugloches begaben, wo sie dann vergeblich versuchten einzudringen.

Trotz der stark erhöhten Wachsamkeit und der "Luftkämpfe" war es möglich, sich den Nestern bis auf wenige Zentimeter zu nähern. Das Verteidigungsverhalten beschränkte sich auf fremde Hornissen. Nach 2-3 Wochen war dieses Verhalten kaum noch zu beobachten und beide Völker ignorierten sich größtenteils. Allerdings hatten die gegenseitigen Störungen auf ihrem Höhepunkt doch erhebliche Energie gekostet und gekoppelt mit dem Kälteeinbruch beide Völker in ihrer Entwicklung gebremst.

Umsetzungen

Durch die AG Hornissenschutz wurden in dieser Saison zwei Umsetzungen vorgenommen. Beide erfolgten in einer frühen Phase der Nestentwicklung (Königin / bzw. Königin mit 2 Arbeiterinnen).

Im ersten Fall war ein Hummelnistkasten bezogen worden, der schnell zu klein geworden wäre und der auch schon recht morsch war. Da der Deckel, an dem die Anfangswabe hing, abnehmbar war, war die Umsetzung (Bild) problemlos. Der Gartenbesitzer war gern bereit einen passenden Hornissenkasten (Bild) zu bauen und es brauchte somit nur der Deckel ausgetauscht werden. Alles lief problemlos. Das Volk entwickelte sich bis zu einer Stärke von Königin plus fünf Arbeiterinnen. Dann wurde es von Parasiten befallen. Es handelte sich um Larven der Hummelwachsmotte (aphomia sociella). Diese befallen Hummelnester sehr häufig, sind aber bei Hornissen nur selten zu beobachten. Es könnte sein, dass der ehemalige Deckel des Hummelnistkastens oder die Reste des Hummelkastens, die noch direkt neben dem Hornissenkasten lagen, die Hummelwachsmotten angelockt haben. Da zu diesem frühen Zeitpunkt am Einflugloch normalerweise noch keine Wächter postiert sind, gelingt es den Motten dann eher dort einzudringen und Eier zu legen. Die Larven selbst nehmen gleich den Nestgeruch an und werden von den Hornissen nicht beachtet. Sie spinnen Teile des Nestes ein und vernichten die Brut. Durch Absammeln der Mottenlarven konnten in diesem Fall jedoch ein Teil der Brut (Bild) gerettet werden. Als kurze Zeit später der Kälteeinbruch einsetzte, wurde das Nest jedoch verlassen.

Im zweiten Fall hatte sich eine Königin einen niedrig hängenden Fledermauskasten direkt an einem Weg zur Nestgründung ausgewählt. Da absehbar war, dass das Volk den Kasten aus Raummangel außen umbauen würde und somit Zellen außen am Kasten direkt am Weg unter Umständen ein konfliktpotential bilden könnten wurde auch dieses Volk in Absprache mit der oberen Naturschutzbehörde (Bezirksregierung / Dezernat Naturschutz)) umgesiedelt (Bild). Dieses Volk hat sich stabil entwickelt, obwohl es dort vermutlich zu einer feindlichen Übernahme durch eine andere Königin kam. Solche Fälle sind nicht selten. Es gibt nachgewiesenen Fälle, in denen bis zu acht (!) unterschiedliche Königinnen ein Volk übernommen haben. Häufiger sind allerdings Fälle in denen noch frei fliegende Königinnen ohne Nest ein Volk übernehmen, dessen Königin umgekommen ist. Dies ist während der Flugphase der Königin nicht selten (Wetter / Verkehr / Wespenfallen /etc). Solche "Leihmütter" übernehmen dann die Brut der alten Königin.

Bilanz 2001

Stand: Anfang Oktober

Im Gegensatz zum letzten Jahr begannen die meisten Jungköniginnen - bedingt durch das kalte Frühjahr - recht spät mit dem Aufbau eines Volkes. Zusammen mit dem nur mäßigen Sommer und dem kühlen und regnerischem Wetter im September (Heranziehen der Geschlechtstiere) führte dies dazu, dass die Mehrzahl der Hornissenvölker in unserer Region im Jahr 2001 recht klein blieben.

Außerdem fiel auf, dass es durch den relativ späten Start eine große Anzahl an fliegenden Königinnen gab, die noch Ende Mai/Anfang Juni nach einer geeigneten Nistgelegenheit suchten. Einige besetzten unsere Kästen, waren aber fast ausschließlich mit der Verteidigung dieses Ortes gegen Konkurrentinnen beschäftigt, so dass sich die eigentliche Nestgründung noch weiter hinaus zögerte.

Nistkästen

Da schon einmal belegte Kästen erfahrungsgemäß besser angenommen werden als neue Nistkästen, hatten wir sämtliche neuen Kästen mit alten Wabenresten bestückt. Diese Maßnahme hat sich bewährt. Die meisten unserer vorher noch nicht besiedelten Nistkästen wurde angenommen. Dies gilt auch für die Schweglerkästen, mit denen wir bisher recht gute Erfahrungen gemacht haben, was die Besiedlung betrifft. Allerdings neigen die Schweglerkästen zu Rissen und Brüchen. Sie sind nicht so stabil, wie es ihr Gewicht oder ihr Material vermuten ließe.

Beratung

Dem Saisonverlauf entsprechend stieg der Beratungsbedarf erst recht spät an, da die Hornissenvölker lange Zeit sehr klein blieben und somit von den meisten Menschen erst recht spät bemerkt wurden. Positiv läßt sich vermerken, dass die Beratung vor Ort fast immer dazu führte, dass die Nester dort verbleiben konnten. In einem Fall war dies selbst in einem Kindergarten möglich. In einem anderen Fall konnte ein Nest auf einem Kinderspielplatz in einer hohlen Pappel verbleiben. In beiden Fällen wurde der engere Nestbereich entsprechend abgesperrt. Im Falle des Spielplatzes wurde dies von der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes mit Flatterband ausgeführt.

Umsiedlung am ehemaligen Bahnhof Schapen

Eine Umsiedlung wurde am ehemaligen Bahnhof Schapen nötig. Dieser befindet sich ja im Umbau und wird restauriert. Dort hatte sich ein Hornissenvolk in einem Vogelnistkasten einquartiert und war durch die massiven Umbauarbeiten in direkter Nestumgebung dann mehrmals so beunruhigt worden, dass ein Arbeiter gestochen wurde. Das Staatshochbauamt beantragte eine Genehmigung zur Umsiedlung bei der Bezirksregierung. Dieser wurde stattgegeben, da es verständlicherweise nicht möglich war, die Bauarbeiten bis zum natürlichen Ende des Volkes Anfang November zu verzögern.

Die Umsiedlung fand am 23.9.01 statt, zu einem sehr späten und somit ungünstigen Zeitpunkt. In dieser Phase ziehen die Hornissen schon die Geschlechtstiere (Jungköniginnen und Drohnen) heran. Größere Störungen wie Umsiedlungen sind in diesem Zeitraum ein enormer Stressfaktor, da das Verhältnis von Arbeiterinnen, die sämtliche Versorgungsdienste ausführen müssen, zu passiven Geschlechtstieren, die sich einfach nur Reserven "anfuttern" immer ungünstiger wird. Dazu kommt in diesem speziellen Fall, dass das Wetter im gesamten September eher ungünstig war und somit das Hornissenvolk ohnehin unter einem gewissen Stress stand, was die Nahrungsversorgung betraf.

In diesem Fall haben wir also zu einem Zeitpunkt eine Umsiedlung vorgenommen, den wir normalerweise möglichst vermeiden. Die Umsiedlung selbst lief problemlos. Da das Volk relativ klein war (ca. 50 Hornissen) war das gesamte Nest noch im Vogelnistkasten untergebracht. Dieser Nistkasten wurde von uns verschlossen. Die restlichen Hornissen wurden bei ihrer Rückkehr zum Kasten mit einem Käscher vor dem Flugloch - in 6 Meter Höhe - abgefangen und in einen Fangkasten gesperrt. Beide Kästen wurden - gut verschlossenen - zu einem geeigneten Biotop in ca. 6km Entfernung gebracht. Dort wurde der Nistkasten angebracht und beide Kästen wurden geöffnet. Zur Beruhigung und zur zusätzlichen Nahrungsergänzung wurden die Hornissen während der gesamten Aktion und auch noch nach der Umsiedlung anfänglich mit Bienenfutterteig versorgt, der gierig aufgenommen wurde

Wermutstropfen

Negativ lässt sich anmerken, dass wir ein Volk in einer Schule mit Internatsbetrieb leider nicht erhalten konnten. Eine leichte Absperrung wurde von den Schülern leider immer wieder durchbrochen und das Hornissenvolk wurde immer wieder mit Stöcken und Steinwürfen gezielt gereizt, was dazu führte, dass Schüler gestochen wurden. Eine massive Absperrung mit Sichtschutz war in diesem Fall nicht zu organisieren und wäre extrem aufwendig gewesen. Eine Aufsicht des Ortes durch die Lehrer war aber nur im Vormittagsbereich zu organisieren. Im Nachmittagsbereich bis in den späten Abend hinein war das Gelände, das von den dort wohnenden Schülern ständig betreten wird und als Spielfläche benutzt wird leider unbeaufsichtigt. In diesem Zeitraum fanden trotz aller Appelle der Lehrerschaft immer wieder gezielte Provokationen der Schüler statt, die zu Stichen führten. Leider war auch eine Umsiedlung nicht möglich, da sich das Volk in einer großen Eiche angesiedelt hatte und es nur ein winziges Einflugloch gab. Um an das Nest zu gelangen, hätte man den Stamm gewaltsam öffnen müssen. Da auch die Eltern schon entsprechend beunruhigt waren, die Provokationen der Schüler nicht abzustellen waren und es dadurch wiederholt zu Stichen kam, wurde die Genehmigung zur Vernichtung des Volkes erteilt. Dies ist eine absolute Ausnahme. Dieser Vorfall zeigt aber auch einmal mehr, dass das Problem fast immer im Verhalten der Menschen liegt und nicht bei den Hornissen.

Unterarten

Interessanterweise hatte bei den Völkern, die uns bekannt wurden - im Gegensatz zum letzten Jahr - Vespa crabro crabro ein leichtes zahlenmäßiges Übergewicht. Im Jahr 2000 konnten kaum Völker von Vespa crabro crabro bei uns beobachtet werden. Braunschweig scheint im Grenzbereich der Verbreitungsgebiete beider Unterarten zu liegen, so dass mal die eine, dann wieder die andere ein zahlenmäßiges Übergewicht hat. Außerdem gibt es Völker in denen sich dass Erbgut beider Varianten vermischt. Diese sind daran erkennbar, dass das V. c. germana typische "V" (Bild) auf der Thoraxoberseite nur sehr schwach ausgeprägt ist.

Bilanz 2003

Der heiße und trockene Sommer in diesem Jahr kam den Hornissen sehr entgegen. Kein Kälteeinbruch im Mai oder Anfang Juni hat den Königinnen in der Frühphase des Volkes das Leben schwer gemacht. Das Wetter war für die Königinnen in dieser kritischen Zeit, in der sie noch nicht von Arbeiterinnen unterstützt werden, sondern außer der Eiablage auch für die Jagd nach Insekten, das Füttern der Larven und den Bau des Nestes zuständig sind, keine zusätzliche Belastung. Somit standen genügend Beuteinsekten zur Verfügung und die Larven drohten auch nicht zu unterkühlen. Aus diesem Grund überstanden wesentlich mehr Völker als gewöhnlich diesen kritischen Zeitabschnitt. Die Zahl der erfolgreichen Nestgründungen lag erheblich über der der letzten Jahre. Dies spiegelte sich auch in der Zahl der eingehenden Anrufe und Emails wieder, die uns von Ratsuchenden oder Interessierten erreichten.

Zu Beginn der Saison war davon allerdings noch nicht viel zu bemerken. Königinnen allein oder auch mit wenigen Arbeiterinnen werden von den meisten Leuten kaum wahrgenommen. Erst eine größere Individuenzahl, die mit wachsendem Flugverkehr einher geht, wird von den meisten Menschen wahrgenommen. So waren die Monate Mai und Juni fast so ruhig wie immer.

Auch unsere eigenen Beobachtungen deuteten in der Frühphase nicht unbedingt auf ein besonders starkes Hornissenjahr hin. Vielmehr beobachteten wir in diesem Jahr eine auffällige Häufung von Meisenbruten in unseren Hornissenkästen. War unter Umständen auch ein gutes Meisenjahr? Da unser Grundsatz lautet: "Was drin ist, bleibt drin!" hatten die Meisen natürlich nichts zu befürchten. Auch in den letzten Jahren gab es immer mal wieder Blaumeisen, die sich offensichtlich in den Hornissenkästen recht wohl fühlten, allerdings nicht in dieser Häufung. Darüber hinaus fanden sich dieses Jahr auch Kohlmeisen, ein Tannenmeisenpaar und ein Kleiberpaar unter den Mietern. Für die Zukunft bedeutet das für uns allerdings, dass wir die Einfluglöcher aller Kästen möglichst verkleinern werden. Nicht zuletzt deshalb, weil es zumindest zwei Kohlmeisen offenbar zum Verhängnis wurde, dass sie zwar in das Einflugloch hinein zwängen konnten aber nicht wieder heraus kamen und somit verhungerten.

Die Meisen verhinderten zwar eine Erstbesiedlung der Hornissenkästen durch Königinnen in der Frühphase, jedoch wurden viele Kästen im Juli nach den Meisen noch durch Filialbildungen von Hornissen belegt und haben sich zum Teil zu wirklich großen Völkern entwickelt. Im Juli stieg dann auch die Zahl der Ratsuchenden stark an, da viele jetzt die rasant gewachsenen Völker bemerkten. Es gingen über 60 Meldungen und Anfragen zu Hornissennestern in unserer Region ein. Diese Meldungen stammten aus Braunschweig, den Vororten und dem näheren Umland. Dazu kamen Anfragen aus dem Raum Frankfurt, dem Ruhrgebiet, Berlin, den neuen Bundesländern, Süddeutschland und der Schweiz. Darüber hinaus gab es viele anfragen zu Wespen. In den meisten Fällen reichte eine telefonische Beratung, eine Kurze Information per Email oder eine Beratung vor Ort aus, um die Ängste oder bedenken der Betroffenen zu zerstreuen. In zehn Fällen wurde allerdings eine Umsiedlung von Hornissen vorgenommen. In einem Fall eine Umsiedlung der Mittleren Wespe (Dolichovespula media).

Einzelne Beobachtungen:

Auch in diesem Jahr konnten wir wieder drei Erdnester entdecken. Alle waren in einem Umkreis von 50 Metern und dort lag auch das vor drei Jahren beobachtete Erdnest. Eines der Erdnester wurde früh aufgegeben. Ein anderes ist vermutlich (wie schon vor drei Jahren) in einen unserer Kästen in unmittelbarer Nähe umgezogen.

Trotz der vielen beobachteten Völker konnte kein Volk der "Unterart" Vespa crabro crabro entdeckt werden. Fast alle waren Mischvölker.

Wegen des "guten" Hornissenjahres 2003 mit einer starken regionalen Population wurden überdurchschnittlich viele Umsiedlungen erforderlich. Erfreulicherweise konnten wir aber auch in diesem Jahr die meisten Völker am ursprünglichen Ort belassen. Einige Haus- oder Gartenbesitzer sind sogar zu regelrechten Hornissenenthusiasten geworden. Auch ein paar kritische Nestorte konnten durch intensive Gespräche mit den Betroffenen erhalten bleiben (Karminschornstein, Hauswand dicht am Fenster, Kindergarten, etc). Allerdings mussten auch zwei Völker, bei denen eine Umsiedlung extrem schwierig gewesen wäre, vernichtet werden, da die Betroffenen die Völker an dieser Stelle nicht tolerieren konnten. Natürlich ist das die absolute Ausnahme und bedarf, wie auch die Umsiedlung, einer speziellen Genehmigung. In diesen Fällen wurde ein Schädlingsbekämpfer aktiv.

Zwei Nester konnten durch Absicherungen an ihrem Ort (jeweils Dachboden) verbleiben. Ein Volk aus einem Altenwohnheim wurde in meinen Garten umgesiedelt und verhalf mir zu schönen Dias und Digitalfotos vom Beutefang und an der Tränke (Zuckerwasser). Ich konnte viele unterschiedliche Beutetiere ausmachen, wenn auch nicht alle Fotografieren: Fliegen (Goldfliege, Fleischfliege) Wespen (Feldwespe, Rote Wespe, Deutsche Wespe) Ackerhummeln, Nachtfalter, Marienkäfer.

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